„Ich hatte einst ein schönes Vaterland …“ 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland (321 – 2021)
01.10.21
Im Rahmen des Festjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland (321 – 2021)“ findet am Montag, den 1. November, um 19 Uhr in der Gedenkstätte Bautzen das Kammerkonzert mit Lesung „Ich hatte einst ein schönes Vaterland …“ mit dem Schauspieler Roman Knižka und dem Ensemble Opus 45 statt. Sie sind hierzu herzlich eingeladen! Der Eintritt ist frei. Die Gedenkstätte ist an diesem Tag ab 10 Uhr durchgängig geöffnet.
Vor 1700 Jahren begann die jüdische Gemeinschaft nachweislich damit, auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands ihre Heimat zu suchen. Das Jahr 321, aus dem die älteste überlieferte Urkunde einer jüdischen Ansiedlung in Köln stammt, ist der historisch belegte Beginn einer komplexen und wechselvollen jüdisch-deutschen Beziehung, geprägt von Zeiten der Blüte, aber auch von Hass und Gewalt.
„Ich hatte einst ein schönes Vaterland…“
Mit diesem Zitat Heinrich Heines beginnt das Gedicht „Im Exil“ von Mascha Kaléko, das im Jahr 1943 veröffentlicht wurde. Die jüdische Dichterin, die 1938 vor den Nationalsozialisten in die USA floh, thematisierte in diesem wie in vielen anderen Werken ihr Heimweh nach Deutschland. Sie ist gemeinsam mit ihrem Geistesverwandten Heinrich Heine die Namensgeberin unseres dritten literarischen Kammermusikabends, der das Jubiläum 321 – 2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland zum Anlass nimmt, einen Ausschnitt der überaus reichen und vielfältigen
jüdisch-deutschen Kulturgeschichte darzustellen. Roman Knižka liest aus Texten jüdischer Autorinnen und Autoren deutscher Sprache, darunter u.a. Moses Mendelssohn, Rahel Levin Varnhagen, Heinrich Heine, Ludwig Börne, Else Dormitzer, Anita Lasker-Walfisch und Mascha Kaléko. Neben den literarischen Werken stehen autobiographische Texte von in der Öffentlichkeit unbekannten deutschen Juden aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Diese Berichte aus dem Alltagsleben zeigen Glanz und Elend der jüdischen Emanzipation, die nicht selten mit einem als schmerzlich empfundenen Identitätsverlust einherging. Sie veranschaulichen die faszinierende Vielfalt jüdischen Lebens auf deutschem Boden und berichten von der Entrechtung, Vertreibung und Vernichtung deutscher Juden unter dem NS-Regime.
Am Ende des knapp zweistündigen Programms gibt es einen Sprung in die Gegenwart. Wie gestaltet sich heute, 75 Jahre nach dem Holocaust, jüdisches Leben in Deutschland?
Den musikalischen Teil des Abends bilden Werke jüdische Komponisten, z.B. von Felix Mendelssohn-Bartholdy, Alexander Zemlinsky, Jaques Ibert, Endre Szervánszky, Pavel Haas und György Ligeti. Es spielt das Bläserquintett OPUS 45.
Roman Knižka wurde 1970 in Bautzen geboren, erlernte an der Dresdner Semperoper zunächst den Beruf des Theatertischlers und verließ die DDR noch vor dem Mauerfall über die Grüne Grenze.
Nach seinem Studium an der Bochumer Schauspielschule spielte er zunächst am dortigen Schauspielhaus und begann dann, sich einen Namen in TV-Dramen, Liebesfilmen, „Tatorten“ und diversen Kinoproduktionen zu machen. Zuletzt war Knižka u.a. in der Netflix-Serie „Dark“ zu sehen, der bislang erfolgreichsten deutschen Serie des Streamingdienstes. Neben Charly Hübner spielte Roman außerdem in der ARD-Miniserie „Für immer Sommer 90“, die für einen Grimme-Preis nominiert wurde.
Daneben spricht er regelmäßig Hörbücher ein und ist mit großem Erfolg auf der Bühne aktiv. Seine markante, wandlungsfähige und einnehmende Stimme begeistert sowohl Kinder als auch Erwachsene.
Das Ensemble OPUS 45 gründete sich bei einem Berliner Orchesterprojekt: Johannes Brahms‘ „Ein deutscher Requiem“ (opus 45) stand auf dem Programm und ist seither namensgebend. Das Bläserquintett beschreitet seit einiger Zeit gemeinsam mit dem Schauspieler Roman Knižka neue, disziplinübergreifende Wege. So entstanden drei literarische Kammermusikabende, die in der deutschsprachigen Konzertlandschaft einmalig sind. Die Musiker*innen des Ensembles spielen in so renommierten Orchestern wie der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, dem Philharmonischen Staatsorchester Hamburg oder dem Beethoven Orchester Bonn.
Kooperationspartner: Diese Veranstaltung ist eingebunden in das bundesweite Festjahr #2021JLID, das der Verein „321-2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V.“ organisiert und koordiniert. Der Verein wurde 2018 gegründet und geht auf die Initiative der Gründungsmitglieder Abraham Lehrer, Prof. Dr. Jürgen Rüttgers und Dr. Matthias Schreiber zurück. Weitere Gründungsmitglieder sind u.a. der Zentralratspräsident der Juden (Dr. Josef Schuster), die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker sowie der Journalist und ehemalige Kirchentagspräsident Hans Leyendecker. Hintergrund ist, dass der römische Kaiser Konstantin am 11. Dezember 321 ein Edikt erließ. Dieses Gesetz besagte, dass Juden städtische Ämter in den Kurien, den römischen Stadträten, bekleiden durften und sollten. Im Jahr 2021 leben Jüdinnen und Juden also nachweislich seit mindestens 1700 Jahren auf dem Territorium des heutigen Deutschland.
Kontakt:
Susanne Hattig (Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit Gedenkstätte Bautzen)
Tel: 03591 530363
susanne.hattig@stsg.de