»Wir rechnen nicht mehr pro Kopf und Summe.« Prominent besetztes Podiumsgespräch über den Freikauf politischer Häftlinge in der Gedenkstätte Bautzen
09.09.12
Zur Veranstaltung am 19.09.2012
Um an begehrte Devisen heranzukommen, verkaufte die DDR mehr als 33.000 von Stasi-Chef Erich Mielke als »Schmarotzer« bezeichnete politische Häftlinge an die Bundesrepublik Deutschland. Darunter waren auch zahlreiche Gefangene aus Bautzen II, der Sonderhaftanstalt der Staatssicherheit. Für viele Häftlinge war der Freikauf die einzige Chance, vorzeitig oder überhaupt aus der Haft entlassen zu werden.
Bereits beim mühsam ausgehandelten allerersten Freikauf von acht Gefangenen im Jahr 1963 waren auch Häftlinge aus Bautzen dabei. Mit der Unterzeichnung des Grundlagenvertrages von 1972 entwickelte sich das Geschäft mit den Gefangenen zu einem festen Bestandteil der innerdeutschen Beziehungen. Als Gegenleistung für die Überführung der Menschen in die Bundesrepublik erhielt die DDR bis 1989 die harte West-Währung sowie Waren- oder Rohstofflieferungen im Wert von 3,4 Milliarden Mark.
Der Grundlagenvertrag zog auch für die Stasi-Sonderhaftanstalt Bautzen II folgenreiche Veränderungen nach sich. Von nun an konnten Mitarbeiter der Ständigen Vertretung die westdeutschen Häftlinge besuchen. Auf die Gefängnisleitung wurde Druck ausgeübt, um auf diplomatischem Weg Missstände abzustellen. In den späteren Jahren kalkulierten viele fluchtwillige DDR-Bürger den Freikauf mit ein und sahen die Haft in Bautzen als Zwischenstation auf ihren Weg in den Westen.
Hans Otto Bräutigam, langjähriger Leiter der Ständigen Vertretung, wird gemeinsam mit dem ehemaligen Bautzen-II-Häftling Ernst Hubert von Michaelis sowie dem Historiker Jan Philipp Wölbern über die diplomatische Betreuung politischer Gefangener sowie deren Freikauf sprechen. Beides wurde und wird kontrovers diskutiert: Für die einen wurde die DDR durch den Freikauf gestärkt, für die anderen war er die einzige Chance auf Freiheit. Die diplomatische Betreuung gab den Häftlingen Sicherheit, weckte zu oft aber auch falsche Hoffnungen.
Hochauflösende Pressefotos zur Darstellung des Podiumsgesprächs »Wir rechnen nicht mehr pro Kopf und Summe.« sowie der Gedenkstätte Bautzen finden Sie für Ihre Berichterstattung im Pressebereich unter https://www.stsg.de/cms/bautzen/pressefotos_downloads.
Für Rückfragen und weitere Informationen steht Ihnen bis zum 14. September 2012 Susanne Hattig, Öffentlichkeitsarbeit Gedenkstätte Bautzen, Telefon 03591 - 530 363 oder Email susanne.hattig@stsg.smwk.sachsen.de zur Verfügung. Ab dem 15. September 2012 erhalten Sie unter 03591 – 40 474 nähere Informationen zur Veranstaltung.